Betroffene berichten

Engelbert aus UU

Liebe MitarbeiterInnen im Pflegebereich!
Meine Hochachtung vor Euren täglichen Leistungen. Ich habe in meinem Umfeld alte Menschen, die tw. an Demenz und/oder allgemeiner Altersschwäche leiden und die wir unterstützen. Ich kann mir etwa vorstellen, wie die Arbeit in Eurem Bereich läuft und habe großen Respekt und Dankbarkeit für Eure Arbeit. Ich stehe 100%-ig hinter Euch und werde Eure Anliegen unterstützen so weit es mir möglich ist.

Doris aus Mönchdorf

Ich machte vor 12 Jahren meinen Abschluss zur FSBA. Damals konnte man mit Bewohnern spazieren gehen oder einfach nur in den Garten. Heute hat man kaum Zeit auf die Bedürfnisse der Bewohner einzugehen, da man am Nachmittag alleine ist für 25 Bewohner. Die Bewohner brauchen auch Gespräche die man aus Zeitmangel nicht immer führen kann. Ich machte damals die Ausbildung, da ich Menschen in der Zeit des Alt werden begleiten und Ihnen dabei helfen wollte, aber nicht auf diese Art und Weise.

Ulrike aus Enns

Pflegenotstand 
„Lernte ich früher noch, auf die Ressourcen und Bedürfnisse unserer Bewohner einzugehen und sie in ihren noch vorhandenen Fähigkeiten zu fördern und unterstützen,  so ist das beim heutigen Personalstand und dem sehr veralteten Pflegeschlüssel nicht mehr möglich. Als Pflegeperson muss man leider zu den nötigsten Bedürfnissen : warm, satt und sauber zurückgreifen. Diese Situation ist sowohl für die Bewohner,  als auch für das Pflegepersonal äußerst unbefriedigend.Als ich vor 23 Jahren mit meiner Pflegetätigkeit begann, war alles noch anders. Es dauerte zwar länger, aber der Bewohner hatte das Gefühl,  noch etwas wert zu sein. Sich weitgehend selber waschen zu können, und auch das Essen im eigenen Tempo zu sich nehmen zu können, bedeutet glaube ich, jedem Menschen sehr viel.In den letzten Jahren musste ich nach und nach diese Tätigkeiten übernehmen,  um das steigende Arbeitspensum weiterhin bewältigen zu können. Das Mehr an Dokumentationsarbeit, die zunehmende Demenz und mehr Leistung bei weniger Personal ( Langzeit -krankenstände ) drängen die Bedürfnisse der Bewohner in den Hintergrund. Ich erinnere mich gerne an früher, als wir mit den Bewohnern noch basteln konnten und mit ihnen regelmäßige Musiknachmittage veranstalteten. Das Strahlen der Bewohner, wenn sie sich an Lieder und ihre Texte erinnern konnten, war einfach ein schönes Gefühl. Seit einem Jahr bin ich im Ruhestand. Durch regelmäßigen Kontakt mit früheren Kolleginnen und Kollegen weiß ich, dass ich froh sein kann, am Ende meiner Berufslaufbahn angekommen zu sein. Ich sehe ihre Unzufriedenheit und ihre Hilflosigkeit, die ältere Generation nicht so pflegen und betreuen zu können, wie sie es verdient hätte. Es besteht keine Aussicht auf Erleichterung. Ein Abwandern aus diesem so wichtigen Beruf wird sich wohl in Zukunft nicht vermeiden lassen. Schade, denn die Menschen, die diesen Beruf ergreifen , arbeiten zu 100% mit Herz. „

Doris aus Ischl

“ Ich bin DGKP und habe einige Jahre in einem Pflegeheim gearbeitet. Die Situation dort : pro Stockwerk zu zweit für 16 Bewohner, bei Erkrankung einer Kollegin auch allein zuständig. Wochenende : ich war als DGKP für 110!!!!!!!Bewohner zuständig und zusätzlich noch mit einer Kollegin für 16 Bewohner. Ich habe in meiner Berufslaufbahn noch nie so viele Burnout Fälle gesehen, wie im Pflegeheim und ich kenne sowohl die Akutpflege, die Langzeitpflege und die Mobile Pflege sehr gut. Langzeitkrankenstände, Burnout, wurden einfach nicht nachbesetzt, da der Mitarbeiter ja noch im Personalschlüssel wäre. Und da gibt es noch viel mehr zu erzählen. Ich habe das Pflegeheim nach 2 Jahren verlassen. „

Gerald aus Wels

„Ich bin Betriebsrat und vertrete MitarbeiterInnen, die in der Altenbetreuung arbeiten.
Seit Jahren stützt sich das „System Altenarbeit“ auf das Entgegenkommen, die Geduld und das Verantwortungsbewusstsein der MitarbeiterInnen, da der Personalschlüssel den Erfordernissen schon lange nicht mehr gerecht wird. 
Es geht vorrangig darum, die Basisversorgung aufrecht zu erhalten – für alles Darüber-Hinaus bleibt kaum Zeit. Die Arbeitszufriedenheit leidet – zusammen mit der der ständigen Bereitschaft, spontan Dienste zu übernehmen und kaum planbare Freizeit zu haben, sind das schlechte Voraussetzungen für diese körperlich und psychisch belastendende Tätigkeit.“

Maria aus Linz

„Meine Mutter ist 92 Jahre alt und seit gut einem Jahr in einem oö Seniorenheim. 
Ich besuche sie jede Woche und nehme wahr: 
> dass das Personal in der Wohngruppe immer wieder wechselt. Ein stabiler Kontaktaufbau ist da schwer möglich. 
> dass zunehmend auch relativ junge, sehr mobile Demenzkranke aufgenommen werden und die MitarbeiterInnen da vollauf beschäftigt sind. 
> dass man sich bemüht, aber über das Minimum an Versorgung hinaus kaum Zuwendung für Einzelne möglich ist (Mobilisierung, Gespräche, Eingehen auf individuelle Wünsche). Vor allem die langen Abende nach frühem Essen machen meiner Mutter zu schaffen. 
Ich habe selbst in einer psychosozialen Ausbildung unterrichtet. Die Studierenden lernen da sehr viel, wie sie ihre späteren KlientInnen optimal fördern können.  Viele sind dann frustriert von den tatsächlichen Arbeitsbedingungen, die dafür kaum Raum lassen, und wechseln bald in andere Berufe“.

Klaudia aus Linz

„Ich akzeptiere NICHT, dass Oberösterreich Menschenrechtskonventionen, wie z.B. die UN-Behindertenrechtskonvention, nicht einhält. Sie besagt, dass Menschen mit Behinderung nicht in Einrichtungen leben müssen. Persönliche Assistenz muss in ausreichendem Umfang gewährt werden, um selbstbestimmt in der Gesellschaft leben zu können. Das Gegenteil ist der Fall! Nicht enden wollende Wartelisten auf Leistungen nach dem sogenannten Oö. Chancengleichheitsgesetz sind die Realität. Betroffene sind unterversorgt, Angehörige werden ausgebeutet und überlastet. Von Selbstbestimmung kann nur geträumt werden. Der Sparwahn unserer Regierung geht zu weit! Er spaltet unsere Gesellschaft, gefährdet den sozialen Frieden, macht Menschen wieder zu BittstellerInnen und erleichtert die Willkür bei der Umsetzung der Gesetze, ob im Sozialhilfe- oder im Behindertenbereich.“

… hier könnte dein Statement stehen warum du sozial betroffen bist!

2 Antworten auf „Betroffene berichten“

  1. Ich bin DGKP und habe einige Jahre in einem Pflegeheim gearbeitet. Die Situation dort : pro Stockwerk zu zweit für 16 Bewohner, bei Erkrankung einer Kollegin auch allein zuständig. Wochenende : ich war als DGKP für 110!!!!!!!Bewohner zuständig und zusätzlich noch mit einer Kollegin für 16 Bewohner. Ich habe in meiner Berg Lauf noch nie so viele Burnout Fälle gesehen, wie im Pflegeheim und ich kenne sowohl die Akutpflege, die Langzeitpflege und die Mobile Pflege sehr gut. Langzeitkrankenstände, Burnout, wurden einfach nicht nachbesetzt, da der Mitarbeiter ja noch im Personalschlüssel wäre. Und da gibt es noch viel mehr zu erzählen. Ich habe das Gefühl Pflegeheim nach 2 Jahren verlassen.

  2. Ich machte vor 12 Jahren meinen Abschluss zur FSBA. Damals konnte man mit Bewohnern spazieren gehen oder einfach nur in den Garten. Heute hat man kaum Zeit auf die Bedürfnisse der Bewohner einzugehen, da man am Nachmittag alleine ist für 25 Bewohner. Die Bewohner brauchen auch Gespräche die man aus Zeitmangel nicht immer führen kann. Ich machte damals die Ausbildung, da ich Menschen in der Zeit des Alt werden begleiten und Ihnen dabei helfen wollte, aber nicht auf dieser Art und Weise.

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